Nach dem Auftritt im Kulturbunker
KLANGPROBE LIVE
Mit Herz und Soul für Afrika
Bei der "Klangprobe" warben Musiker um Mitgefühl für Menschen in Not
Junge Kölner Hip-Hopper stellten im Kulturbunker Songs über Rassismus, Liebe und Alltag vor.
VON PETER LIMBACH -KStA vom 11.10.2006
Sie haben viel auf dem Herzen - Sänger Ayanda, Sängerin Zanele und die acht Rapper von der BSIN-Crew. Und bei der Klangprobe live des "Kölner Stadt-Anzeiger" im Kulturbunker Mülheim ließen sie heraus, was bewegt, was quält. Allesamt sind sie 16, 17 Jahre alt. Sie entdecken die Liebe, die Vielfalt des Lebens. Das ist schon aufregend genug für jeden Teenager. Doch bei den zehn Nachwuchs-Hip-Hoppern, die allesamt in Afrika geboren wurden und in Köln eine neue Heimat gefunden haben, kommt noch zweierlei hinzu. Dort, wo ihre Wurzeln sind, herrscht mehr oder weniger große Armut und Unterdrückung. In Deutschland sind sie zwar glücklich. "Doch rassistische Anfeindungen, arrogante Bemerkungen, schräge Blicke" erlebt Zanele zum Beispiel immer wieder.
All diese Gefühle also haben die jungen Kölner in ihre Songs einfließen lassen. "Viele Kinder sterben, überall fließt Blut", hieß es in "Africa" von der BSIN-Crew. Geovany da Silva (Künstlername Young G) und die anderen stammen fast allesamt aus Angola. Das Land leidet noch immer unter den Folgen eines langen Bürgerkrieges. "Wir wollen deutlich machen, was in Afrika passiert, der Kontinent braucht mehr Hilfe", sagt Young G. Und Ayanda aus dem Königreich Swasiland träumte zu Rumba-Sounds davon, "dass jeder die gleichen Rechte hat". Auch in Deutschland, "wo schwarze Hautfarbe für manche noch immer ein Makel ist". Doch Hip-Hopper, wo immer sie leben, wissen auch das Hier und Jetzt zu schätzen. Zanele, Gymnasiastin in Köln, zum Beispiel hatte auch ein Liebeslied parat: "Without You" (Bist du nicht da, ist ein Loch in meinem Herzen). Die Musik dazu besorgte bei der Klangprobe der DJ Strategee. Seine Beats und Melodien vereinten bedrohliche, harte Stimmungen mit ausgelassenen, sonnigen Sounds. "So authentisch wie das Leben soll es klingen", erklärt Strategee seinen Style.
Das Publikum im Kulturbunker war begeistert. Schade nur - wenn nicht gerappt, sondern gesungen wurde, unterstützten Playback-Bänder die Musiker. Soweit die Live-Stimmen zu hören waren, schien es, dass die jungen Künstler durchaus auch ohne Kosmetik im Konzertsaal bestehen können. Ayanda und Zanele, die offensichtlich beide Soul haben, stellten erstmals neue Songs vor, bei denen sie sich "noch nicht 100-prozentig sicher fühlen".
Ein bisschen mehr Mut! Die Klangprobe live will schließlich hin und wieder auch ganz jungen Kölner Musikern eine Chance geben. Also müssen schräge Töne erlaubt sein. Wer keine Fehler macht, lernt nichts dazu. Und echte Musikfans wissen die Unberechenbarkeit von Live-Erlebnissen durchaus zu schätzen.
Kölner Stadt-Anzeiger