RAP + HIP HOP + MUSIC + DRUMS + DANCE + ACTING + THEATER

Donnerstag, Oktober 12, 2006

Nach dem Auftritt im Kulturbunker

KLANGPROBE LIVE
Mit Herz und Soul für Afrika

Bei der "Klangprobe" warben Musiker um Mitgefühl für Menschen in Not
Junge Kölner Hip-Hopper stellten im Kulturbunker Songs über Rassismus, Liebe und Alltag vor.
VON PETER LIMBACH -KStA vom 11.10.2006

Sie haben viel auf dem Herzen - Sänger Ayanda, Sängerin Zanele und die acht Rapper von der BSIN-Crew. Und bei der Klangprobe live des "Kölner Stadt-Anzeiger" im Kulturbunker Mülheim ließen sie heraus, was bewegt, was quält. Allesamt sind sie 16, 17 Jahre alt. Sie entdecken die Liebe, die Vielfalt des Lebens. Das ist schon aufregend genug für jeden Teenager. Doch bei den zehn Nachwuchs-Hip-Hoppern, die allesamt in Afrika geboren wurden und in Köln eine neue Heimat gefunden haben, kommt noch zweierlei hinzu. Dort, wo ihre Wurzeln sind, herrscht mehr oder weniger große Armut und Unterdrückung. In Deutschland sind sie zwar glücklich. "Doch rassistische Anfeindungen, arrogante Bemerkungen, schräge Blicke" erlebt Zanele zum Beispiel immer wieder.

All diese Gefühle also haben die jungen Kölner in ihre Songs einfließen lassen. "Viele Kinder sterben, überall fließt Blut", hieß es in "Africa" von der BSIN-Crew. Geovany da Silva (Künstlername Young G) und die anderen stammen fast allesamt aus Angola. Das Land leidet noch immer unter den Folgen eines langen Bürgerkrieges. "Wir wollen deutlich machen, was in Afrika passiert, der Kontinent braucht mehr Hilfe", sagt Young G. Und Ayanda aus dem Königreich Swasiland träumte zu Rumba-Sounds davon, "dass jeder die gleichen Rechte hat". Auch in Deutschland, "wo schwarze Hautfarbe für manche noch immer ein Makel ist". Doch Hip-Hopper, wo immer sie leben, wissen auch das Hier und Jetzt zu schätzen. Zanele, Gymnasiastin in Köln, zum Beispiel hatte auch ein Liebeslied parat: "Without You" (Bist du nicht da, ist ein Loch in meinem Herzen). Die Musik dazu besorgte bei der Klangprobe der DJ Strategee. Seine Beats und Melodien vereinten bedrohliche, harte Stimmungen mit ausgelassenen, sonnigen Sounds. "So authentisch wie das Leben soll es klingen", erklärt Strategee seinen Style.

Das Publikum im Kulturbunker war begeistert. Schade nur - wenn nicht gerappt, sondern gesungen wurde, unterstützten Playback-Bänder die Musiker. Soweit die Live-Stimmen zu hören waren, schien es, dass die jungen Künstler durchaus auch ohne Kosmetik im Konzertsaal bestehen können. Ayanda und Zanele, die offensichtlich beide Soul haben, stellten erstmals neue Songs vor, bei denen sie sich "noch nicht 100-prozentig sicher fühlen".

Ein bisschen mehr Mut! Die Klangprobe live will schließlich hin und wieder auch ganz jungen Kölner Musikern eine Chance geben. Also müssen schräge Töne erlaubt sein. Wer keine Fehler macht, lernt nichts dazu. Und echte Musikfans wissen die Unberechenbarkeit von Live-Erlebnissen durchaus zu schätzen.

Kölner Stadt-Anzeiger

Vorschau

Heißer Tanz für eine bessere Welt
von PETER LIMBACH - KStA - am 03.10.06
Die BSIN-Crew und Ayanda allein können die Menschheit nicht retten. Beim Konzert im Kulturbunker am 6. Oktober wollen sie aber ihren Beitrag dazu leisten - und ein heißes Tanzvergnügen soll es obendrein werden.
Die frohe Botschaft der internationalen Hip-Hop-Community ist - Respekt. Der soll einmal auf der ganzen Welt für immer und ewig herrschen, unabhängig von Hautfarbe und gesellschaftlicher Stellung. Dafür rappen und tanzen Musiker auf allen Kontinenten.

Das Bild zeigt die BSIN-Crew mit Sängerin Zanele (hinten rechts) will für ein schweiß -treibendes Tanz -vergnügen sorgen. (Photo: KStA/Privat)


Dass der Weg dahin noch weit ist, wissen auch die Kölner Nachwuchs Hip-Hopper, die am Freitag, 6. Oktober, 20 Uhr, bei der Klangprobe live des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu Gast sind. Aber sowohl die 16 Jahre alte Zanele und die acht Mann starke BSIN-Crew als auch der 17 Jahre alte Ayanda wollen jede Gelegenheit nutzen, die Vision der Zulu-Nation - die rundum friedliche Welt - wahr zu machen. Für mal ausgelassen lebensfrohe, mal wütend harte Rhythmen sorgt dazu im Kulturbunker Mülheim, Berliner Straße 20, jeweils DJ Jazzy Djeff.
Der Eintritt für das Doppelkonzert kostet fünf Euro.
Allesamt sind es Kölner mit afrikanischen Wurzeln, die auf der Bühne musizieren werden. Und hin und wieder machen sie auch in der Stadt am Rhein, die sie so lieben, ihre Erfahrungen mit dem alltäglichen Rassismus. Ayanda, der perfekt Deutsch spricht, schildert ein Erlebnis: „Am Dom bestellte ich mir ein Vanille-Eis. Da hörte ich neben mir eine strenge Männerstimme zur Verkäuferin sagen: »Geben Sie dem besser ein Schokoladeneis«.“ Nichts wirklich Schlimmes, „aber einer dieser Nadelstiche, die doch weh tun“. So mancher Kölner mit schwarzer Hautfarbe resigniere da irgendwann und schotte sich ab, sagt Ayanda. Er und Zanele und die anderen aber wollen kämpfen um Anerkennung, auf ihre Weise. „Keine Handys, keine Autos, keine Juwelen, Liebe ist, was wir haben, ein Wort, ein Gott, eine Religion“, singt Ayanda in einem seiner Songs. Davon schreibt er immer mehr. Er will jetzt durchstarten. „Die Bühne, das Publikum, Singen, Tanzen, das ist meine Berufung“, da ist er sich sicher.
Zanele und die Jungs von BSIN-Crew - ein Abkürzung von „Black Soldiers and Innocence“ (Schwarze Soldaten und die Unschuld) - wollen langfristig auch für den Hip-Hop leben. „Erst einmal aber ist uns die Schule wichtiger“, betont die Gymnasiastin Zanele, „wir wollen zu dieser Gesellschaft gehören, in Deutschland, in unserer neuen Heimat, und hier unseren Beitrag leisten.“
Wie Ayanda kommt Zanele aus dem Königreich Swasiland, das an Südafrika grenzt. Sie und die Crew - deren Mitglieder wie zum Beispiel Geovany da Silva (Künstlername Young G) und Pazinho Augusto (Baby Cry) aus Südafrika und Angola stammen - verwirklichen auf Englisch und Portugiesisch ihre Vorstellungen von Hip-Hop: „Die Menschen wollen wir aufwecken, sie motivieren, das Elend auf diesem Planeten anzupacken.“ Aber noch eins sei allen Künstlern des Abends wichtig, sagt Zanele: „Die Leute sollen den Hintern hochbekommen, sie sollen tanzen, es soll heiß werden.“
In der Klangprobe live stellen „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der Kulturbunker Mülheim vielversprechende Bands und Solokünstler aus der Kölner Szene vor. Ob Rock, Punk, Folk, Jazz, Weltmusik, Hip-Hop und Elektronik - im Kulturbunker bekommen Talente eine Chance. Und die Auftritte sollen nicht nur musikalisch ein Gewinn sein. Der Eintritt kostet fünf Euro. Vier Euro von jeder verkauften Karte bekommen die Musiker. Ein Euro geht an unsere Aktion „wir helfen“, die sich um Kinder und Jugendliche mit Problemen in Köln und Umgebung kümmert.
Kölner Stadt-Anzeiger

Montag, Oktober 02, 2006

Kulturbunker

Flyer zum 6. Oktober im Kulturbunker